Das Wunder von Hiddestorf

Im letzten Heimspiel gegen den TV Jahn Leveste – in der Hinserie ungeschlagener Tabellenführer – gelang ein wichtiger Sieg des Davids gegen den Goliath.

Die Vorzeichen der Kreisliga-Begegnung zwischen dem SV Eintracht Hiddestorf und dem TV Jahn Leveste hätten unterschiedlicher kaum sein können. Auf der einen Seite der Gastgeber, dem das Wasser im Kampf um den Verbleib in der Kreisliga Staffel 3 bis zum Halse stand und auf der anderen Seite der TV Jahn Leveste, der seinen komfortablen Punktevorsprung aus der überragenden Hinrunde eingebüßt hatte. Mittlerweile war der TV Jahn auf den dritten Tabellenplatz abgerutscht und es bedurfte eines Sieges, wollte man es in der eigenen Hand haben, zumindest den zweiten Tabellenplatz und die damit verbundene Aufstiegsrelegation zu sichern.

Die vermeintliche Aufholjagd der gastgebenden Eintracht verpuffte am vorangegangenen Sonntag, als man mit 0:3 beim SV Weetzen verlor und zudem Verhaltensweisen an den Tag legte, die man zuletzt in der indiskutablen Hinrunde sah. Insofern geriet man durch den Sieg der Reserve Barsinghausens wieder in akute Abstiegsnot und stand vor Anpfiff der Partie unter dem Strich. Leveste hingegen hatte gewisse Parallelen mit dem großen FC Bayern München. In der Hinrunde das Team der Stunde und ungeschlagen, verlor man am Sonntag auf heimischer Anlage mit 0:3 gegen den FC Springe und verspielte damit Platz 1. Schlimmer noch, der SC Hemmingen-Westerfeld zog in der Tabelle vorbei, hatte aber zu diesem Zeitpunkt ein Spiel und einen Punkt mehr auf dem Konto.

Beide Mannschaften waren somit gezwungen auf Sieg zu spielen und unter den knapp 70 Zuschauern befanden sich viele bekannte Gesichter vom SC Hemmingen-Westerfeld, die unserer Eintracht die Daumen drückten. Hiddestorfs Trainer Schöndube musste in diesem so wichtigen Spiel neben den Langzeitverletzten um Kevin Leineweber auf seinen Stammtorwart Hozan Partawie verzichten, dafür rückte Max Lieseberg zwischen die Pfosten. Der aufstrebende Omed Hassanzada ist für den Rest der Saison rotgesperrt und wird ersten Schätzungen zur Folge, da er Wiederholungstäter ist, erst im Herbst diesen Jahres gegen den Ball treten dürfen. Aber auch beim TV Jahn Leveste fielen etliche Akteure aus. Entweder aus beruflichen oder eben verletzungsbedingten Gründen. So fehlte beispielsweise der Topstürmer Haken Hot, wie auch schon am Sonntag beim Duell mit Springe.

Der Favorit aus Leveste fand dabei besser ins Spiel und dominierte die erste Viertelstunde das Spielgeschehen auf einem Platz, der Bundesligareife hatte. Mit einfachsten Stilmitteln wie dem Doppelpass schaffte man es, über Außen die Gastgeber in die eigene Hälfte zu drängen. Jedoch fehlten danach entsprechende Ideen bzw. gerade Füße, den die Flanken landeten oft irgendwo im Nirgendwo, jedenfalls nicht da, wo Levestes Stürmer Bertan Torpuz stand. Auf der anderen Seite benötigte Hiddestorf ein Weilchen, um die Nervosität abzulegen und selbst aktiv zu werden. Nach gut 22 Minuten gelang über Alex Zentner der erste gute Konter der Gastgeber, der Hoffnung gab, beim schnellen Umschalten seinerseits zu Chancen zu gelangen.

Der Gast aus Leveste tat bis dahin zu wenig, um die tief verteidigenden Gastgeber ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Vor allem Adem Özdemir wusste seinen Pendant auf der anderen Seite im ersten Durchgang kaltzustellen. Die sonst so kreative Zentrale der Gäste lahmte, während die Eintracht auf Fehler und Konter lauerte. Nach einer halben Stunde war Reza Hassanzada allein auf weiter Flur, wurde aber vom Schiedsrichter wegen einer vermeintlichen Abseitspositionen wieder zurückgepfiffen. Trotzdem sorgten Konter von Stefan Gabor und Alex Zentner für Gefahr vor dem Tor der Gäste, die selbst nicht wirklich zum Abschluss kamen. Außer kurz vor dem Halbzeitpfiff, als sie es schafften, mittig vor Hiddestorfs Tor die Lücke zu finden und so aus zentraler Position zum Abschluss kamen. Zum Glück für die Eintracht rauschte der Ball Zentimeter am Pfosten vorbei. Durchatmen. Kraft tanken. Halbzeit.

Im zweiten Abschnitt schwanden bei den Gästen die Kräfte und der Tabellenvorletzte aus Hiddestorf übernahm zunehmend das Zepter. Bei Balleroberung gelang es Alex Zentner, Reza Hassanzada und Stefan Gabor, die Hintermannschaft des Tabellendritte mehrmals in Bedrängnis zu bringen. Vor allem das sonst so starke Mittelfeld Levestes war im zweiten Abschnitt nicht präsent, wodurch sich viel Raum für Hiddestorf ergab. Nach 59 Minuten sollten die Gastgeber unter tatkräftiger Mithilfe von Levestes Schlussmann Benno Bücher 1:0 in Führung gehen. Dieser konnten einen 40m-Freistoß von Marco Maaß nicht festhalten, Robin Jäger sagte ‚Danke‘ und schob locker aus 8 Metern ein. Ein Führung, die vielleicht überraschte, aber keineswegs unverdient war.

In der Folgte erhöhten die Hausherren den Druck und Leveste brach ein. Es folgte Angriff um Angriff und insbesondere Reza Hassanzada machte an diesem Tag das beste Saisonspiel! Er ging viele Wege, die Kraft raubten, leistete sich keine Unkonzentriertheiten und war im eins gegen eins den Abwehrspielern größtenteils überlegen. Abwechselnd mit Alex Zentner und Stefan Gabor attackierten sie die Levester früh in deren Hälfte und zwangen sie so zu Fehlern, die böse bestraft wurden. Nur vier Minuten nach der Führung wurde Stefan Gabor im Levester Strafraum zu Fall gebracht, den fälligen Elfmeter verwandelte Serdal Basci eiskalt und ohne mit der Wimper zu zucken.

Die Gäste hätten an diesem Tag noch Stunden spielen können, selbst ein Scheunentor hätten sie nicht getroffen. Wenn es mal nach einer Standardsituation gefährlich wurde, strahlte Schlussmann Max Lieseberg die nötige Sicherheit aus. Ohne große Spielpraxis bestach er durch zwei sehr starke Paraden, in denen er den Ball festhielt und den nachsetzenden Angreifern keine Chance gab, einen Abstauber zum vermeintlichen Anschluss zu verwerten. Mit dieser Gewissheit im Rücken spielte die Hiddestorfer Eintracht die restliche halbe Stunde ihren Stiefel runter, ohne in große Bedrängnis zu kommen. Bei besserer Chancenauswertung hätte durchaus noch ein Treffer fallen können, aber im Endeffekt spiegelt das Ergebnis auch den Spielverlauf wieder. Ein verdienter Erfolg des SVE, der sich somit aus dem Tabellenkeller befreien und sein Glück in die eigene Hand nehmen konnte, wenn man am letzten Spieltag auswärts zum TSV Groß Munzel reißt. Bei den Gäste aus Leveste sah man, dass die Belastung der letzten Wochen, in der man teilweise 4 Spiele in 7 Tagen hatte, nicht zu kompensieren war und dass nach der Niederlage die Hoffnung auf einen Aufstieg der Erkenntnis gewichen ist, dass das diese Saison nichts mehr wird. Zu stark präsentierte sich die Konkurrenz in den letzten Spielen, als dass man auf einen Ausrutscher hoffen könnte. Etwas niedergeschlagen fasste Levestes Trainer Holger Schwabe zusammen: „Der Aufstieg ist abgehakt, das wird sich Hemmingen nicht mehr nehmen lassen. Dem ersten Tor geht ein Torwartfehler voraus, vor dem Elfmeter wurde eine klare Abseitsposition übersehen. Aber was soll’s? Das war von uns heute auch einfach zu wenig.“

Der SVE indes kletterte auf den 12. Tabellenplatz und hat es in eigener Hand, den Verblieb in der Kreisliga zu sichern. Im Auswärtsspiel am letzten Spieltag in Groß Munzel würde ein Unentschieden reichen, hat man derzeit drei Zähler Vorsprung auf den Aufsteiger SG Bredenbeck, die auf den TSV Foltern treffen. Einzig im Fall einer eigenen Niederlage und zweier Siege von Bredenbeck und Barsinghausen II (zu Hause gegen TuS Harenberg) drohe der Abstieg in die Kreisklasse. Doch davon ist nicht auszugehen. Goalgetter Robin Jäger nach dem Spiel: „Das lassen wir uns nicht mehr nehmen. In Groß Munzel werden wir nicht verlieren!“ Sein Wort in Gottes Ohr…

SV Eintr. Hiddestorf – TV Jahn Leveste      2:0 (0:0)
73 Zuschauer
SV Eintr. Hiddestorf: Lieseberg, Maaß, Özdemir, Ewert, Barlak, Basci, Mauch (60. Z. Sejdic), Jäger, R. Hassanzada (89. Dönmez), Gabor, Zentner (78. Saris)
Tore: 1:0 Jäger (59.), 2:0 Basci (63., Foulelfmeter)

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