Junge, Junge…

…dürften die beiden meistgefallenen Wörter am vergangenen Sonntag gewesen sein. Wie treffend sie dabei waren, zeigt der folgende Spielbericht!

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Junge, Junge, wie dankbar konnte man dem Wettergott sein, zumindest für die 90 Minuten gegen den TuS Seelze verschon zu bleiben? Vor den Augen der rund 40 Zuschauer auf der Anlage an der Ihmer Str. musste Trainer Heiko Schöndube neben den Langzeitverletzten um Berkan Karbuz und Kevin Leineweber auch auf Christopher-Sean Wellings, Moritz Mauch und Malte Saris verzichten. Dafür rückte Mike Ewert wieder in die Startelf, Omed Hassanzada in die Verteidigung und Alex Zentner wieder in den Sturm.

Beim TuS Seelze war in der vergangenen Woche durch den Rücktritt von Jan Emektas auch ordentlich was los, Junge, Junge! Umso überraschender, dass dann an der Seitenlinie Erien Toprakli verantwortlich für die Geschicke der Gäste sein sollte. In der Hinrunde trat er noch selbst als Abwerchef auf, jetzt leitet er die Geschicke einer Mannschaft, die in der Region nicht den besten Ruf genießt. Ob das was werden sollte? Auf Seiten der Gastgeber rechnete man sich jedenfalls aus, gegen die angeschlagene Truppe, die zuletzt gegen Pattensen und Harenberg verlor, punkten zu können. Musste man ja auch, schließlich punktete die Konkurrenz im Abstiegssumpf.

Die ersten Worte nach nicht einmal fünf gespielten Minuten waren dann auch – unschwer zu erraten – Junge, Junge. Savas Barlak schenkte seinem Gegenspieler nichts auf der linken Abwehrseite und beide gingen forsch zu Werke, ehe es zum ersten Wortgefecht direkt vor den Augen und Ohren des Linienrichters Eckhard Steinke kam. Als der Ball dann auf dieser Seite im Graben landete und Zuschauer am Rande auf einen zweiten Ball hinwiesen, wurden diese sogleich u.a. als „Knecht“ beschimpft. Inwiefern es Aufgabe der Zuschauer ist, beim Einwurf dem Gegner den Ball zu holen oder alternativ zu geben, möge jeder für sich selbst beurteilen. Dass die Wortwahl seitens des Seelzer Akteurs Recep Tavsanli, der die Kapitänsbinde der Gäste trug, nicht wirklich höflich waren, erübrigt sich. Dazu später aber mehr.

Jedenfalls herrschte von Beginn an eine aggressive Grundstimmung, in der die Seelzer dem Gastgeber läuferisch deutlich überlegen waren, ohne aber zwingend vor das Tor zu kommen. Zu häufig ließ man sie im zentralen Mittelfeld gewähren und man merkte, dass dies ein ganz schweres Spiel werden würde. Als dann in der 18. Spielminute Zikica Sejdic einen Eckball zur überraschenden Führung der Hausherren direkt verwandelte, staunten die Gäste nicht schlecht. Junge, Junge, was war das für ein frecher Schlenzer auf den ersten Pfosten?! Ein Sahne-Ecke, die doch eigentlich für Selbstvertrauen bei der Eintracht sorgen sollte. Kurz darauf erzielte Reza Hassanzada per Flachschuss ins untere rechte Eck das 2:0, wurde aber von Linienrichter Thomas Kurpjeweit aufgrund unkorrekten Körpereinsatzes zurück gewunken. Eine mehr als fragliche Entscheidung, vor dem Hintergrund späterer Zweikämpfe in diesem Spiel geradezu ein Witz. Aber sei’s drum, zu entscheiden haben die Unparteiischen.

Fünf Minuten nach der Führung bekam der Gast aus Seelze einen Freistoß zwanzig Meter vor dem Eintracht-Gehäuse zugesprochen und der Schütze Eyup Toprakli schlenzte die Kugel so butterweich über die Mauer in den rechten Knick, dass uns nichts anderes zu sagen bleibt als „Junge, Junge“! Da war Hozan Partawie im Tor des SVE ohne Abwehrchance und die Gäste aus Seelze konnten zum 1:1 ausgleichen. Ärgerlich, konnte man bis dato das Spiel durch den einen oder anderen Konter recht ausgeglichen gestalten.

Was dann aber seitens der Eintracht folgte, da fehlen einem die Worte für. Junge, Junge! Gesundes Selbstbewusstsein ja, aber völlig überschätzte Spielmacherpässe (die selbstredend mustergültig in den Fuß des Gegners gespielt wurden) oder aussichtslose Dribblings am eigenen Strafraum, statt einfach den nächsten Mann anzuspielen (der zugegeben bei plötzlich auftretender Lauffaulheit schwer auszumachen war), brachen den Gastgebern das Genick. da wird seit Monaten von Konzentration gesprochen, aber diese individuellen Aussetzer, die kann man nicht rational erklären. Junge, Junge! Wie man so saudämlich den Gegner zum Toreschießen einladen kann und wer das Spiel so leichtfertig aus der Hand gibt, der ist auch selbst Schuld! Binnen sieben (!) Minuten drehte der Gast aus Seelze das Spiel und zog auf 1:3 davon. Kollektive Schnarchphase auf Seiten der Hausherren, die bitterböse bestraft wurde.

Apropos bestrafen. Da verlor auch Schiedsrichter Thomas Meinert mit zunehmender Spieldauer genervt den Mut, das Regelwerk konsequent umzusetzen. War er anfangs noch darauf bedacht, jede Diskussion im Keim zu ersticken und für verbale Verfehlungen den gelben Karton zu zücken, so war es gegen Ende der ersten Halbzeit seitens der Gäste erlaubt, Spielern und Offiziellen der Hiddestorfer Eintracht mit Gewalt nach dem Spiel zu drohen und beleidigende Kraftausdrücke wie „Spasti“, „Hurensohn“, „Kartoffel“ oder erneut das Wort „Knecht“ zu benutzen. Einmal rief Assistent Kurpjeweit Schiedsrichter Meinert aufgrund einer verbalen Entgleisung zu sich, er beließ es aber bei einer mündlichen Ermahnung. Dem Regelwerk entsprechend wäre der Gast zu diesem Zeitpunkt, trotz einer beruhigenden 3:1-Führung, mit zwei Mann weniger auf dem Platz gestanden. Junge, Junge!

Im zweiten Abschnitt zeigten die Gäste, dass sie technisch und läuferisch unserer Eintracht überlegen waren und kamen das eine oder andere Mal gefährlich vor unser Tor. Da mangelte es dem SVE an allem, was Fußball ausmacht. Kampf, Wille, Cleverness – die Liste könnte man endlos fortsetzen, Junge, Junge. Das 1:4 war dementsprechend nur ein Folge dessen, was sich gegen Ende der ersten Halbzeit bereits angekündigt hatte. Seelzes Adil Toprakli erzielte damit seinen zweiten Treffer und man hätte die Uhr nach stellen können, wann das nächste gegentor fallen würde, wären die Gäste nicht so undiszipliniert.

Warum auch immer. Seelze fiel fortan wieder vermehrt durch Unruhe und Disziplinlosigkeiten auf, die darin gipfelten, dass deren Spieler Hüseyin Tavsanli innerhalb kürzester Zeit wegen Meckern erst gelb, dann einen Platzverweis bekam. Junge, Junge, das alles nur, weil er mit den Schiedsrichterentscheidungen nicht einverstanden war und dementsprechend erregt diskutierte und gestikulierte. Generell wurde es in dieser Phase zu Teilen ruppig, die Gemüter erhitzten wieder uns es wurden zahlreiche Beleidigungen und Drohungen ausgesprochen. Fortan war ab der 65. Minute der sonst souveräne Spielfluss des TuS Seelze gestört und die Gastgeber aus Hiddestorf kamen ihrerseits wieder zu Chancen. Reza Hassanzada als auch Alex Zentner hatten den Anschluss auf dem Fuß, scheiterten allerdings kläglich. Nach einem Eckball sollte es der Hinterkopf von Mike Ewert sein, der den Ball zum 2:4 in den Maschen der Gäste versenkte. Würde der Tabellenletzte noch einmal alles auf eine Karte setze und sich zusammenreißen?

Nein, stattdessen bekam man in Überzahl von Adil Toprakli kurz vor dem Ende das 2:5 eingeschenkt, was zugleich der Endstand war. Kein Sieg, null Punkte, während die Konkurrenz aus Gestorf und Groß Munzel auf fremden Plätzen jeweils einen Punkt mitnahmen. Wer solche Fehler im Spielaufbau macht und ein derart eklatantes Abwehrverhalten an den Tag legt, der würde auch gegen den Tabellenletzten der 4. Kreisklasse verlieren. Das ist viel zu einfach und es bleibt die große Frage, warum man es nicht schafft, über 90 Minuten voll konzentriert und fokussiert zu bleiben. Ändert sich das nicht, brauch man gegen die direkte Konkurrenz am kommenden Samstag (2. Mai, Anstoß 15.00 Uhr in Gestorf) gar nicht antreten. Denn die zeigen in der Rückrunde, was man mit Kampf und Willen alles bewerkstelligen kann.

SV Eintr. Hiddestorf – TuS Seelze     2:5 (1:3)
ca. 50 Zuschauer:
Aufstellung: Partawie – O. Hassanzada, Jäger, Maaß (63. Dönmez), Özdemir, Barlak – Ewert, Basci, Sejdic (62. Volokidin), R. Hassanzada – Zentner
Ersatzbank: Lieseberg, Dönmez, Volokidin
Tore: 1:0 Z. Sejdic (18.), 1:1 E. Toprakli (23.), 1:2 Jussen (25.), 1:3 A. Toprakli (30.), 1:4 A. Toprakli (52.), 2:4 Ewert (68.), 2:5 A. Toprakli (81.)
gelb-rote Karte: H. Tavsanli (65., wegen Meckerns)

 

Anmerkung:
Zu guter letzt möchte ich noch auf die Aussage des Linienrichters Eckhard Steinke eingehen, der nach mehreren Beschwerden gegen Ende des Spiels dem Autor dieser Zeilen sagte: „Die [Seelze, Anm. d. Red.] haben einen ganz anderen sozialen Hintergrund, die muss man anders bewerten. Da können wir nicht anders.“

Meine Meinung: DAS ist ein Armutszeugnis! Beim Sport und beim Fußball im Speziellen gibt es klare Regeln seitens des DFB und des NFV, die eingehalten werden müssen und wo eben NICHT unterschieden werden darf zwischen Deutschen und Spielern mit Migrationshintergrund oder deren sozialen Umfeld. Wo kommen wir denn dahin?! Bezeichnend ist, dass der SVE mehr gelbe Karten für Foulspiele erhielt als der Gast aus Seelze für deren Entgleisungen, dessen Spieler, insbesondere die Akteure Hüseyin Tavsanli und Recep Tavsanli, sich mehrfach beleidigend und drohend äußerten – für alle hörbar! Wenn es die Regel wird, dass andere Spieler als „Kartoffel“, „Hurensohn“ oder „Knecht“ beleidigt werden, ohne dass dies geahndet wird, weil Schiedsrichter und Assistenten sich aus Angst vor etwaiger Eskalation das nicht mehr trauen, dann ist das eine Schande für den Amateursport! So macht Fußball keinen Spaß und da muss schnellstens ein Umdenken her!!! Der TuS Seelze hätte an diesem Tag laut Regelwerk mindestens 6 Platzverweise bekommen müssen. Dass dies nicht alle Spieler betrifft und die Mannschaft technisch ordentlich Fußball spielen kann und verdient gewann, das möchte ich an dieser Stelle auch betonen. ABER (!) die Art und Weise, wie sich die Spieler auf dem Platz gegenüber anderen Spielern, Offiziellen, Zuschauern und letzten Endes dem Schiedsrichter benehmen, ist aggressiv, drohend und beleidigend. DAS hat auf dem Fußballplatz nichts zu suchen und ich hoffe, dass die Seelzer Verantwortlichen ihren Spielern zukünftig andere Werte vermitteln. Junge. Junge.

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