Der Hiddestorfer Eintracht gelang am vergangenen Sonntag durch einen 3:2-Auswärtserfolg beim TSV Groß Munzel der Klassenerhalt!
Vor dem Spiel gab es von Trainer Schöndube die ganz klare Ansage an die Mannschaft, alle Handys auszuschalten und den Fokus auf die bevorstehende Partie gegen den direkten Konkurrenten aus Groß Munzel zu legen. Trotzdem sickerten schon beim Aufwärmen erste Infos vom Spiel in Barsinghausen durch. Gerüchteweise führe der Gast aus Harenberg 1:0, später hieß es 3:0 und irgendwann schnappte man auf, Barsinghausen hätte doch noch gewonnen. Ob man wollte oder nicht: Die bevorstehende Partie sollte vollgepumpt mit Adrenalin und Testosteron stattfinden!
Den besseren Start legte allerdings der Gastgeber aus Groß Munzel hin, die auf Teufel komm raus ihr Heil in der Offensive suchten und die Gäste früh jenseits der Mittellinie attackierten. Mit Erfolg. Oftmals wurden die Abwehrspieler beim Spielaufbau am eigenen Strafraum gestört und der leicht stumpfe Platz sorgte gepaart mit der Brisanz dieser Begegnung für viele Fehler, die vor allem am Anfang der Eintracht schwer zu schaffen machten. Allen voran Adem Özdemir fehlte seine Souveränität, Spielgestalter Serdal Basci wirkte völlig überfordert, die Offensive fand so gut wie gar nicht statt. Der Druck, den die Gastgeber aufbauten, war zum greifen nah.
Nach 22 Minuten sorgte dann eine Fehlerkette der Hiddestorfer für die verdiente Führung der Gastgeber, die Pascal Kuhn erzielen sollte. Schon zuvor schwammen die in schwarz spielenden Gäste gewaltig und eine Mixtur aus Nervosität, Unfähigkeit und Pech sorgte dafür, dass der Führungstreffer nicht schon vorher fiel. Entlastungsangriffe waren bis dato Fehlanzeige und der gegen Leveste überragende Reza Hassanzada fand in der ersten halben Stunde überhaupt nicht statt. Sehr zum Leidwesen seines Trainers, der noch sich noch einmal so eine Leistung wünschte.
Das 1:0 der Hausherren schien aber auch so etwas wie der Weckruf für die Eintracht gewesen zu sein. Fortan legte man eine Schippe drauf und konnte Groß Munzels Defensive, die zusammen sicher über 300kg wog, das eine oder andere Mal unter Druck setzen. Die Erlösung brachte eine Freistoßflanke von Marco Maaß aus dem Halbfeld, die am Ende nach letzter Berührung von Alex Zentner, der seinen wuchtigen Körper ins Getümmel rammte, hinten links im Tor einschlug (35.). Der wichtige Ausgleich, der auch den Hiddestorfer Anhang aus seiner Lethargie wachküssen sollte. Denn die rund 70 Fans – ja, an diesem Tag waren sie Fans und unterstützen die Mannschaft mit Rasseln, Trommeln und ihrem wohl stärksten, lautesten Organ, ihrer Stimme – machten das vermeintliche Auswärtsspiel zu einem Heimspiel. Berauscht von diesem Stimmungsorkan drehte die Eintracht das Spiel binnen kürzester Zeit, nachdem Reza Hassanzada einem Groß Munzler Verteidiger den Ball abluchste und in Rücklage noch per Querpass vor das Gehäuse passte. Dort einschussbereit tauchte drei Minuten nach dem Ausgleich Stefan Gabor auf und markierte die Führung für die Gäste, wenngleich diese ein wenig schmeichelhaft war.
Mit dieser Führung sollte es zum Pausentee gehen, um durchzuatmen und sich wieder zu sammeln. Die teils fahrigen Abspielfehler und Stockfehler im Spielaufbau sorgten trotz diverser Kaltgetränke beim mitgereisten Anhang für Herz-Rhytmus-Störungen, die nur schwer auszugleichen waren. Es sei denn, man schlief die vorherige Nacht nicht und hatte Spaß daran, in bleibender Erinnerung zu bleiben. Dazu aber später mehr. Gerüchte aus Bredenbeck, einem weiteren Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt, machten die Runde und die Gäste aus Goltern sollten angeblich 1:0 führen. Das hieße Klassenerhalt. Aber was hieß das schon, wenn mehrere Zeugen u.a. aus Hiddestorf bestätigten, dass die Zweite des TSV Barsinghausen bis zur 87. Minute 0:3 gegen Hardenberg zurücklag und dass das Spiel noch drehte und 4:3 gewann? So viel Glück hat sonst nur der HSV! Aber das ist ein anderes Thema…
In der zweiten Halbzeit zeigte man sich wacher und konzentrierter und hatte die immer wieder anlaufenden Gastgeber weitestgehend im Griff. Naja so fast, denn ausgerechnet Kapitän und Routinier Marco Maaß verschätzte sich bei einem langen Ball Groß Munzels katastrophal! Erneut war es Pascal Kuhn, der den Braten roch, an Marco vorbeisprintete, Max Lieseberg im Tor der Gäste keine Chance ließ und den Ball zum viel umjubelten 2:2-Ausgleich in die Maschen drosch (56.). Plötzlich war alles wieder offen. Erste Gerüchte über einen Bredenbecker Ausgleich machten die Runde. Adrenalin pur!
In der Folge wechselte Groß Munzels Trainer Gustav Kuhn drei Mal und setzte auf die Karte Brechstange! Der erhoffte Effekt blieb aber aus und der Spielfluss der Hausherren wirkte mit zunehmender Dauer gehemmt, währen die Eintracht auf einen alles entscheidenden Konter lauerte. Fortan gelang es den Hiddestorfern aufgrund der langen, weiten Bälle der Blau-Weißen immer öfter selbst in Ballbesitz zu kommen und so Zeit von der Uhr zu nehmen. Trotzdem war das Ergebnis gefährlich und die Partie konnte noch in beide Richtungen kippen. Es war demnach nichts für schwache Nerven!
Apropos Nerven. DIE hatte auf jeden Fall der Schiedsrichter-Assistent Uwe Sandig, der auf der Seite des Hiddestorfer Anhangs das eine oder andere Mal sehr zweifelhafte Entscheidungen fällte und gar seinen Schiedsrichter Karsten Ritter überstimmte, der in dieser Partie aber die genau richtige Ansetzung war und von außen betrachtet das Spiel stets im Griff hatte. Insbesondere die definitiv falsche Abseitsentscheidung zu Lasten von Stefan Gabor sorgte für einen Shitstorm gegen den Assistenten, der sich fortan vorgekommen sein muss, wie in einem Bundesligastadion, in der die ganze Kurve hinter ihm seinen Kopf forderte. Mit stoischer Ruhe jedoch ertrug er alle Anfeindungen und sorgte zudem noch für ein Novum in der Kreisliga.
Etwa 10 Minuten vor dem Ende erreichte der Pöbeltrupp, der in der vorigen Nacht noch ohne Schlaf in Hamburg einen Junggesellenabschied gefeiert hat, erneut die Hintertorseite von Alfredo-Arnaldo Garcia, seines Zeichens Torwart von Groß Munzel und setzte ihn schon wie im ersten Durchgang „unter Druck“. Alles regelkonform hinter dem Zaun, wie auch die rund 20 Zuschauer des TSV Groß Munzel hinter dem Tor von Max Lieseberg. Trotzdem fühlte sich Torwart Garcia belästigt und der Schiedsrichter unterbrach auf Anweisung seines Assistenten Sandig die Partie, um Ordner herbeizuholen und die Pöbler hinter dem Tor zu entfernen. Am Rande dieser Aktion wies er noch Trainer Schöndube darauf hin, dafür zu sorgen, dass sich der Anhang fortan ordentlich benimmt, da er ansonsten die komplette Seite räumen ließe. Man stelle sich das mal in der Bundesliga vor: Ein Spieler wird beleidigt und der Schiedsrichter lässt die ganze Gegengerade räumen. Humorvolle Darstellung.
Jedenfalls ging es nach kurzer Unterbrechung weiter und es schein, als hätten die Hiddestorfer in der kurzen Pause Kräfte getankt. Denn es war ein mustergültiger Konter des SVE, den Reza Hassanzada vier Minuten vor dem Ende seinen Stempel aufdrückte und das siegbringende und viel umjubelte 3:2 für die Eintracht erzielte. Selbst die Ersatzspieler stürmten auf den Platz zum Jubeln und kurzzeitig vergaß man, dass es „nur“ der Klassenerhalt war. Selbst die Szenerie nach dem Schlusspfiff erinnerte dank Bierduschen usw. tendenziell eher an eine wilde Aufstiegsfeier, wo man gerade das entscheidende Relegationsspiel gewonnen hatte. Dass dieser Sieg wichtig war, zeugt von der Tatsache, dass die Gastgeber aus Groß Munzel, die einen tollen Kampf boten und eine starke Rückrunde spielten, aufgrund dieser Niederlage in die Relegation zur Kreisklasse müssen. Der SVE hingegen ist auch nächste Saison fester Bestandteil der Kreisliga Hannover-Land Staffel 3!
Im Anschluss der Partie begoss man noch den Sieg im Vereinsheim in Hiddestorf. Gerüchten zur Folge gingen die letzten erst spät in der Nacht, trotz des darauf folgenden Arbeitstages. Man kann nur hoffen, dass man trotz aller Euphorie für die kommende Saison die richtigen Lehren aus dieser Spielzeit zog. Denn betrachtet man die gesamte Saison, hat man sich das alles anders vorgestellt und ich persönlich fand auch diese Spielzeit wieder enttäuschend. Zwar wurde man Zwölfter, lange Zeit jedoch war man Tabellenletzter. Es gab viele Störfeuer in dieser Saison, Verletzungen und Disziplinlosigkeiten – trotzdem bewies die Mannschaft am Ende Moral und zeigte, dass sie eine Einheit sein kann, in der jeder für den anderen kämpft und sich aufopfert, auch wenn der eine oder andere gerne mehr Spielzeit bekommen hätte. Am Ende steht ein Sieg und Platz 12!
TSV Groß Munzel – SV Eintr. Hiddestorf 2:3 (1:2)
ca. 137 Zuschauer
Aufstellung: Lieseberg, Barlak, Özdemir, Z. Sejdic (71. Mauch), Gabor (89. Saris), Zentner (90. Volokidin), Basci, R. Hassanzada, Jäger, Maaß, Ewert
Ersatzbank: Wasner, Wellings, Saris, Mauch, Dönmez, Volokidin
Tore: 1:0 Kuhn (22.), 1:1 Zentner (35.), 1:2 Gabor (38.), 2:2 Kuhn (56.), 2:3 R. Hassanzada (86.)
Stimmen zum Spiel:
Heiko Schöndube (Trainer SV Eintr. Hiddestorf):
Meinem Team war die Last deutlich anzumerken. Wir konnten uns dann aber etwas freischwimmen.
Gustav Kuhn (Trainer TSV Groß Munzel):
Wenn wir gegen einen nicht wirklich starken Gegner wie Hiddestorf verlieren, sind wir vielleicht auch einfach zu schwach für die Kreisliga.
Ich für meinen Teil möchte mich bei Euch Lesern bedanken! Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, über die Spiele des SVE möglichst neutral aus der Beobachterrolle zu berichten, die Stadionzeitung zu erstellen und so einen Mehrwert geschaffen zu haben, den nur wenige Kreisligisten bieten konnten und können werden. Auch ich sage an dieser Stelle Tschüss. Ein großer Dank geht an einen nicht genannten Pressesprecher eines Konkurrenten, der mir sein Netzwerk mit zur Verfügung stellte und es mir so ermöglichte, die Kader der Gäste zur Verfügung stelle sowie die Interviews mit den Trainern, Betreuern und Pressesprechern ermöglichte. Danke an Kristina Maaß und Max Lieseberg, die mir beim Statistik sammeln geholfen haben. Danke an alle weiteren Schreiber, danke an die Mannschaft, danke an das Trainergespann. Eine kleine Träne verdrücke ich für die Stadionzeitung, die es fortan nicht mehr geben wird, aber ich bin mir sicher die Berichterstattung über die Hiddestorf-App, die Webseite und via Social Media wird zukunftsorientiert ganz sicher mehr Leute erreichen. Ich bin gespannt und freu mich drauf. Für die Zukunft Euch nur das Beste!!! Tschüss. Dennis #17