Sportplatz oder Fernsehen?

Beim 1:1-Unentschieden am gestrigen Sonntag verirrte sich kaum ein Zuschauer zum Sportplatz der Ihmer Str., wo am Ende keiner mit der Punkteteilung glücklich war…

Was gibt es schöneres an einem Sonntag, als bei nasskaltem Wetter am Sportplatz zu stehen um sich das Kreisliga-Derby zwischen der Hiddestorfer Eintracht und der Zweitvertretung des TSV Pattensen anzusehen, während einem der Regen dank des Windes unnachgiebig ins Gesicht peitscht? Offensichtlich alles, denn anders ist der Zuschauerzuspruch an der Ihmer Str. nicht zu erklären. Ein neuer Minusrekord war erreicht, außer den üblichen Verdächtigen und ein paar Vertretern der Pattensener Reserve war kein weiterer Gast auszumachen.

Das Spiel schien die Dorfbewohner und sonstige Fußballinteressierte nicht vom heimischen Sofa zu locken und wer mag es ihnen verübeln? Wer will schon einen Tabellenletzten sehen, der in der Hinrunde für reichlich Torspektakel stand, vorausgesetzt man war Anhänger des jeweilligen Gastvereins?! Welches Spiel er ersten Herren rechtfertigte die Option, den Fernseher, gespickt mit Themensendungen wie „Der Trödeltrupp“ (RTL II), „The Biggest Loser“ (SAT 1) oder „Die Büffelranch“ (ZDF), auszuknipsen, wenngleich die Titel der Sendungen das Geschehen auf dem Platz eins zu eins wiedergeben?

Beginnen wir mit dem „Trödeltrupp“, wo der Gast aus Pattensen unter tatkräftiger Mithilfe von Hiddestorfs Hozan Partawie mit 1:0 in Führung gehen konnte. Deik Wehner sagte Danke für die Schläfrigkeiten der Hiddestorfer Abwehr und brauchte aus 5 Metern nur noch einschieben. Die erste Möglichkeit der Gäste, der erste Treffer. Kapitän Marco Maaß predigte im Interview für die Stadionzeitung „Halbzeit“, dass man die Konzentration hochhalten müsse. Gehalten hat es bis zur 22. Spielminute. Nicht umsonst fing man sich in dieser Saison die meisten Gegentreffer der gesamten Kreisliga.

Doch auf dem seifigen Geläuf waren die Hiddestorfer bemüht, noch vor der Pause den Ausgleich wieder herzustellen. Erst scheiterte Alex Zentner allein vor Pattensens Schlussmann Oliver Eley. Dann verlor Savas Barlak den Überblick, als er sich über die linke Seite durchsetzte und in den Rücken der Abwehr passte, obwohl zwei Kollegen einschussbereit vor dem Gehäuse lauerten und die Chance vertan war. Mehr war in der ersten Halbzeit nicht erwähnenswert.

Im zweiten Abschnitt konnte man sich danke des Unvermögens einzelner Spieler der Gäste rehabilitieren. In der 63. Spielminute wurde Savas Barlak im Strafraum wüst umgegrätscht, wofür es folgerichtig einen Strafstoß zugunsten Der Hiddestorfer Eintracht gab. Serdal Basci  verwandelte diesen eiskalt ohne mit der Wimper zu zucken und glich zum 1:1 aus. In der Folge verloren nicht nur die Gäste aus Pattensen sondern allen voran der Unparteiische Sascha Meinicke samt Assistenten die Kontrolle des Spielgeschehens. Zwei Minuten nach dem Ausgleich kam es zu einer Rudelbildung und einem Platzverweis für einen Pattensener Spieler, der – so fair muss man bei aller Rivalität bleiben – ein Witz war. Ein kleiner Schubser, um einen Spieler beiseite zu schieben, endete mit einem Platzverweis, „da die Absicht einer Tätlichkeit vorlag.“ So die Aussage des Unparteiischen gegenüber Gäste-Trainer Mirko Dreesmann nach Spielschluss. „The Biggest Loser“ war für diese Partie bereits gewählt.

Die Eintracht übernahm fortan mehr und mehr Feldvorteile und die Einwechslung von Malte Saris sollte für Schwung auf der rechten Außenbahn sorgen. Das eine oder andere Mal kam man gefährlich vor das Tor der Gäste, ohne aber Zählbares herausspringen zu lassen. So sind wir auch schon bei der „Büffelranch“, denn der Platz, der sonst in einem Topzustand ist, glich immer mehr einem Acker, wo eine Herde Büffel drüber gepflügt ist. Unter diesen Umständen erwies es sich schwer, kontrolliert nach vorne durch zu spielen. Es war also das typische Kampfspiel. Und die Gäste aus Pattensen, sorgten mit einem Konter über deren linke Außenbahn für Herz-Rhytmus-Störungen beim Hiddestorfer Anhang. Schließlich konnte man froh sein, dass die Hereingabe an Freund und Feind vorbei ins Toraus hoppelte.

In den letzten Sekunden dieser zerfahrenen Partien sollte es für die Gäste noch einmal knüppeldick kommen. Nach einem Foul von Adem Özdemir im eigenen Strafraum entschied der Schiedsrichter zunächst auf Strafstoß für die Gäste, ehe er sich mit seinem Assistenten beriet und seine Entscheidung zurücknahm um Hochball zu geben. Selbst Hiddestorfs Trainer Heiko Schöndube war der Meinung, dass man sich nicht für den Pfiff hätte beschweren dürfen. Somit ist die Frage, nach dem „Biggest Loser“ dieser Partie leicht zu beantworten.

Der Gastgeber, der aus seiner Überlegenheit gegen ganz schwache Pattensener kein Kapital schlagen konnte. Nicht umsonst erzielte man in dieser Saison bislang die wenigsten Tore der ganzen Kreisliga. Die Gäste, die mit so einer Leistung auch noch in den Abstiegskampf rutschen können und der Schiedsrichter, der diese Partie alles andere als souverän meisterte. Gewonnen haben nur jene, die zuhause auf der Couch blieben.

SV Eintr. Hiddestorf – TSV Pattensen     1:1 (0:1)
20 Zuschauer
Aufstellung: Partawie – Maaß, Wellings, Özdemir, Barlak, Jäger – Basci, Ewert, R. Hassanzada (73. Saris), Leineweber – Zentner
Ersatzbank: Lieseberg, Mauch, Z. Sejdic, Saris
Tore: 0:1 Wehner (22.), 1:1 Basci (63., Foulelfmeter)
gelbe Karten: R. Hassanzada, Özdemir, Zentner

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